Sächsischer Förderpreis für Demokratie 2019 verliehen
Mit einem Festakt im Dresdener Festspielhaus Hellerau wurden am 12. November 2019 fünf Initiativen, eine Kommune sowie ein Unternehmen mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie 2019 ausgezeichnet.
„Unsere liberale Demokratie ist die Grundlage für die offene Gesellschaft und das friedliche Zusammenleben in unserer Republik. Sie zu verteidigen, ist unser aller Aufgabe. In Zeiten von immer mehr Hass und Hetze im Internet, auf offener Straße und in unseren Parlamenten, ist diese Aufgabe wichtiger denn je - und gleichzeitig auch herausfordernder denn je. Die unzähligen Menschen, die sich ehrenamtlich, in den Kommunen oder Unternehmen für unsere Demokratie einsetzen, zahlen dafür oft einen hohen persönlichen Preis. Sie verdienen unseren höchsten Respekt und Dank. Umso mehr freue ich mich, dass wir mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie all jenen den Rücken stärken, die entgegen aller Widerstände unsere Demokratie und damit unser Grundgesetz Tag für Tag verteidigen“, so der diesjährige Laudator des Festakts und Abgebordnete des Deutschen Bundestages, Cem Özdemir.
Den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis beim Sächsischen Förderpreis erhielt das Dorf der Jugend in Grimma. Die Jury würdigte damit das herausragende Engagement zur Schaffung alternativer, demokratischer und kreativer Freizeitmöglichkeiten für junge Menschen in der Region. Der wichtigste Akteur des selbstverwalteten Jugendzentrums sind die jungen Menschen selbst: Sie bringen eigene Ideen ein, debattieren diese und setzen sie gemeinsam um.
„Das Dorf der Jugend ist ein einmaliges Projekt mit Vorbildcharakter“, begründet Jurymitglied Dr. Kai-Friederike Oelbermann vom Vorstand der Dirk Oelbermann Stiftung die Wahl bei der Übergabe der Auszeichnung. „Jugendliche gestalten hier selbst ihr Umfeld und erleben ganz praktisch, was demokratische Beteiligung bedeutet. Solche Projekte sind die Antwort auf den Rechtsextremismus, der vielerorts als ganz normal gilt.“
Mit dem Kommunenpreis 2019 wurde die Stadt Thalheim im Erzgebirge ausgezeichnet. Mit dem Projekt „Machen statt Meckern“ setzt die Kommune neue Akzente in Sachen Beteiligung und regt an, die Stadt aktiv mitzugestalten. Die Stadt hat inzwischen zwei Kinderbürgermeisterinnen mit Rederecht im Stadtrat, zeichnet bürgerschaftliches Engagement aus und versendet ihre Informationen nicht mehr nur per Aushang, sondern über Soziale Medien. „Thalheim begeistert und motiviert mit kreativen Ansätzen zu mehr bürgerschaftlichem Engagement. Das Motto ‚Machen statt meckern“ ist hier Programm“, begründet Timo Reinfrank, Jurymitglied und Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung bei der Übergabe der Auszeichnung an Ehrenamtler und Verwaltungsmitarbeitende aus Thalheim. „Thalheim zeigt, wie es gelingen kann, viele Menschen von jung bis alt anzusprechen und für demokratisches Engagement zu begeistern. Dass die Stadt Kinderrechte so greifbar umsetzt, hat die Jury besonders überzeugt.“
Der in diesem Jahr erstmals verliehene Sonderpreis für Unternehmen, die sich in- und außerhalb Ihres Unternehmens für Demokratie einsetzen, würdigt das Engagement und die klare Haltung von Nomos Glashütte. Das Unternehmen reagierte mit einem offenen Brief auf den Erfolg der AfD im Freistaat und bekannte sich ausdrücklich zu Weltoffenheit und Toleranz. Gemeinsam mit der Courage Werkstatt für demokratische Bildungsarbeit e.V. und dem Verein Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen e.V. bietet das Unternehmen Argumentationsworkshops für Mitarbeitende.
Vier mit je 1000 Euro dotierte Anerkennungspreise wurden verliehen an:
- den Augen auf e.V. aus Zittau für das Kunst- und Aktionsprojekt „2262 – Europa im Krieg“, das mit 2262 Schuhpaaren bildlich darstellte, wie viele Menschen im Jahr 2018 auf der Flucht über das Mittelmeer ums Leben kamen.
- die Kontaktstelle Wohnen des Zusammen e.V., die bereits 1000 Geflüchteten dabei half, aus einer Sammelunterkunft in eine eigene Wohnung zu ziehen, was sonst sehr schwierig für sie ist.
- die Buntmacher/innen aus Chemnitz für ihre Initiative „Lichterwege“, bei der sie mit Dialogveranstaltungen im öffentlichen Raum auf die rechtsextremen Demonstrationen im Spätsommer 2018 reagierten.
- den Filmclub von der Rolle´ 94 e.V., dessen „Queere Aktionstage“ queeres Leben im Landkreis und in der Stadt Görlitz sichtbar macht und für die Diskriminierung von LSBTIQ* sensibilisiert.
Der Sächsische Förderpreis für Demokratie wird ausgelobt von der Amadeu Antonio Stiftung, der Freudenberg Stiftung, der Sebastian Cobler Stiftung, der Cellex Stiftung und der Dirk Oelbermann Stiftung. Er wird seit 2007 jährlich vergeben und würdigt herausragendes Engagement gegen Rechtsextremismus, für Menschenrechte und eine demokratische Kultur in Sachsen. In diesem Jahr gingen 65 Bewerbungen ein, aus denen eine prominent besetzte Jury die Hauptnominierten auswählte.