Die Dinge hängen zusammen

Jahresbericht der Cellex Stiftung 2022. Wir sagen danke!

Corona war noch das bestimmende Thema zum Jahresbeginn 2022. Die Herausforderungen für Gesundheit und Gesellschaft durch die Pandemie schien in Sachsen besonders groß zu sein. Eine niedrige Impfquote im Freistaat korrelierte mit einer hohen Bereitschaft zum Protest gegen die verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Als Cellex Stiftung, die sich der Weltoffenheit einerseits und der Förderung des Gesundheitswesens andererseits verschrieben hat, waren wir durch die Corona-Pandemie in mehrfacher Weise angesprochen. Über unsere Social Media-Accounts hatten wir seit dem Frühjahr 2020 für das Tragen von Masken, später dann fürs Impfen und andere Maßnahmen des schützenden und rücksichtsvollen Umgangs geworben.

MEHRSPRACHIGE IMPFKAMPAGNE

مدرسة فنون / Kunstlehrerin | Arabisch

„Je besser die Deutschkenntnisse, umso höher ist die Impfquote.“ Als wir durch einen RKI-Bericht darauf aufmerksam wurden, dass unter Personen mit Migrationsgeschichte signifikant mehr Unsicherheit und Falschwissen zur Corona-Schutzimpfung als bei Personen ohne Migrationsgeschichte kursiere, entstand die Idee einer eigens auf diese Zielgruppe ausgerichteten Impfkampagne.

„Uns hat der Anfang Februar veröffentlichte Report des RKI angeregt, an dieser Stelle aktiv gegenzusteuern. Sachsen ist bunt und vielfältig – auch in der Medizin, Biologie, den anderen Humanwissenschaften, in Kultur und Wirtschaft. Eine Anfrage in unserem Netzwerk zeigte eine große Bereitschaft zur Mitwirkung, mehrsprachig über die Impfung gegen COVID-19 zu informieren“, fasste Prof. Dr. med. Gerhard Ehninger, Stiftungsratsvorsitzender der Cellex Stiftung, noch einmal unsere Motivation zusammen.

Entstanden ist eine Kampagne mit kurzen Filmsequenzen, in denen 33 Menschen in ihrer Muttersprache und in Deutsch übers Impfen sprechen. Als Mittler sprachen wir vorwiegend Muttersprachler*innen an, die die Beweggründe für ihre persönliche Entscheidung für die Covid-19-Impfung schildern. Die Mitwirkenden kommen aus sehr unterschiedlichen Bereichen. Sie sind Impfärzt*innen, arbeiten in der Medizin, Pflege oder Wissenschaft, sind Künstler*innen oder kommen aus der Wirtschaft. Der persönliche Einstieg sollte anregen, sich über die Impfung zu informieren und Ängste abzubauen. Mehrnaz Pohl-Shirazi, Gesundheitswissenschaftlerin und Gesundheitslotsin beim Ausländerrat Dresden e.V., beteiligte sich ebenfalls mit einem Video an der Kampagne. „Den peer-to-peer-Ansatz, wie er in dieser Kampagne verfolgt wird“, beschreibt sie als „eine wertvolle Methode, um dieses Ziel zu erreichen.“

Insgesamt sind 33 Videospots entstanden, die auf YouTube und in den sozialen Medien veröffentlicht sowie auf der Internetseite der Cellex Stiftung verlinkt wurden. Die Spots sind teils mehrsprachig und teils in Deutsch. Folgende 16 Sprachen haben wir dabei im Angebot: Arabisch, Belarussisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Finnisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch, Koreanisch, Persisch, Rumänisch, Russisch, Spanisch, Türkisch und Ukrainisch.

SOLIDARITÄT MIT DER UKRAINE

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Foto: Hubertus Grass

Solidarität ist die einzig vernünftige Reaktion auf die Barbarei. Die Geflüchteten aus der Ukraine wurden in Dresden gut empfangen und sowohl von der Stadt als auch von der Zivilgesellschaft unterstützt. Sehr schnell, auch dank der hier lebenden Landsleute, organisierten die Ukrainer*innen sich selbst und gingen von sich aus auf Partner zu. So bekamen wir von der Cellex Stiftung Gelegenheit, unsere Expertise und unser Netzwerk in die Ukraine-Solidarität einzubringen. Von Beginn an unterstützend dabei waren unsere Accounts auf den Social Media-Plattformen, die die öffentliche Wirkung von Spendensammlungen oder Aufrufe zu Demonstrationen in und für die Ukrainer*innen erhöhten. Im September, beim Gastmahl „Dresden is(s)t bunt“ zeigte sich, dass die ukrainische Gemeinschaft schon bald in der Mitte der Dresdner Stadtgesellschaft ankommen wird. Das Interesse an Kommunikation und Vernetzung ist beiderseits groß. Wir sind als Cellex Stiftung dankbar, dass wir helfen konnten. Und wir bereiten uns derzeit organisatorisch darauf vor, dass die Bedeutung dieser Arbeit in 2023 noch einmal wachsen wird. Denn der Krieg, seine Folgen und das Schicksal der Geflüchteten könnten von den Titelseiten der Zeitungen und den Hauptnachrichten verschwinden, weil die Barbarei wieder zum europäischen Alltag gehört. Daran dürfen wir uns nicht gewöhnen.

WAS SEHR GUT LÄUFT, KANN NOCH BESSER WERDEN.

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Foto: Anja Schneider

Das Gastmahl „Dresden is(s)t bunt“ wird zu einer festen Größe im Dresdner Veranstaltungskalender. Als im Frühjahr 2022 die Vorbereitungen anliefen, deutete sich an, dass das Gastmahl ein Selbstläufer werden könnte. Bei der Anfrage potentieller Partner musste kaum noch erklärt werden, worum es geht und wie die konkreten Abläufe sind. Was das Gastmahl ist und welchen Zweck es hat, ist bekannt: Für Vielfalt und Offenheit in der Stadtgesellschaft werben und das bereichernde, eher still gelebte Miteinander dem verbal lauten Gegeneinander ööfentlich entgegenzustellen. Die Bereitschaft zur Mitwirkung war groß. Rekordverdächtig groß. Fast 200 Partner (Organisationen, Kulturpartner und Sponsoren) kamen am 5. September 2022 auf der Augustusbrücke und dem Schloßplatz zusammen. Die öffentliche Verwaltung mit den Staatsministerien und der Stadt war ebenso vertreten wie die Wissenschaft, die Wirtschaft, interkulturelle Vereine und Initiativen, nahezu alle Kultureinrichtungen Dresdens und die Religionsgemeinschaften, Wohlfahrtsverbände und Vereine aus dem Sozialwesen. Wenn es noch eines Beweises bedürfte hätte, dass Dresden eine gastfreundliche Stadt ist: Er wurde erbracht!

Laut Polizeiangaben kamen am 5. September 2022 mehr als 5.000 Gäste an die aufgebauten 240 Tische. Die Stimmung war großartig und die Resonanz, die wir erhielten, dementsprechend positiv: Es gibt eine hohe Zufriedenheit mit dem Fest. Ort, Organisation, Vielfältigkeit der anwesenden Institutionen, das freundliche Miteinander, die Stimmung wurden begrüßt, so die Rückmeldungen aus einer durchgeführten Umfrage während der Veranstaltung.

Für die Cellex Stiftung ist die Organisation des Gastmahls die zentrale Plattform der Vernetzung in die Stadt und in die Stadtgesellschaft. Tatkräftig unterstützt werden wir dabei von unseren Kooperationspartnern, der AWO Sachsen, dem CSD Dresden e.V. und dem Verein Dresden – Place to be. „Dresden is(s)t bunt“ ist ein mediales Ereignis von überregionaler Bedeutung, bei dem die Stadt ihr sympathisches und gastfreundliches Gesicht zeigt.

Besonders freut uns zudem, dass dieses Jahr ein Imagefilm enstanden ist. Die Bildergalerie zum Fest können Sie hier noch einmal ansehen.

EINE DAUERHAFTE PARTNERSCHAFT: MUSAIK GRENZENLOS MUSIZIEREN E.V.

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Foto: Angelika Luft

Es ist ein kleines Wunder, dass Musaik gut durch die Corona-Pandemie gekommen ist. Geplant war, dass Musaik sich 2021 auf andere Stadtteile ausdehnt, damit Grundschulkinder außerhalb von Dresden-Prohlis in den Genuss kommen, ein Instrument zu lernen und in einem Orchester mitzuspielen. Corona hat diesen Plan zunächst zunichtegemacht. Zudem hat die Pandemie das Projekt, dessen zentraler Baustein das gemeinsame Lernen ist, im Kern getroffen. Statt zwei oder drei Mal in der Woche in den Unterricht zu kommen, mussten die Kinder zu Hause unter schwierigen Bedingungen üben. Dank des Einsatzes des Lehrpersonals, das nicht nur den Unterricht auf digitale Formen umstellte, sondern auch dafür die Voraussetzungen durch Beschaffung und Einweisung in digitale Geräte schaffte, blieben fast alle Kinder bei der Stange. Auch die Ausdehnung auf einen anderen Stadtteil ist mittlerweile gelungen. In Dresden-Leuben gibt es eine Percussionklasse, im Stadtteil Prohlis, zwei Bläserklassen und drei Streicherklassen. Das Projekt wächst. Derzeit unterrichten die Musikpädagog*innen 110 Kinder und Jugendliche und erarbeiten neben dem Unterricht wunderbare Programme mit angesehenen musikalischen Partnern. So ist dieses Jahr beispielsweise die Umsetzung des Projektes „Der Karneval der Tiere“ in Kooperation mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden und der Education-Abteilung der Semperoper Dresden gelungen. Ein großer Erfolg mit zwei gut besuchten Konzerten und für alle Teilnehmenden ein Blick über den eigenen Tellerrand. Wir haben den Verein wie in den letzten Jahren beratend unterstützt, haben Anträge geschrieben, bei den Reports geholfen und Kontakte aus unserem Netzwerk eingebracht. Auch für Musaik setzen unsere Social Media Accounts mit ihrer Reichweite häufig ein, um für die Veranstaltungen und das Sponsoring zu werben.

Dieses Jahr feiert Musaik mit fünf Konzerten sein 5-jähriges Bestehen. Wir gratulieren herzlich. Am 19. Dezember findet mit dem großen Weihnachtskonzert zusammen mit fünf musikalischen Partnern in Prohlis der Höhepunkt der Konzertreihe statt.

TANGO IN DER STADT UND AUF DEM LAND

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Foto: Marcel Schröder

Fester Bestandteil unserer Arbeit: Das Hausprojekt „Tango – offen und bunt“. Tanzen bietet Ausdrucksmöglichkeiten für jene, die keine Stimme haben, Tanzen stärkt das Selbstvertrauen und das Gemeinschaftsgefühl. Gerade der Tango ist aus einer Vielzahl unterschiedlicher kultureller Einflüsse entstanden und wie kein anderer Tanz offen für neue Stile und Praktiken. Interkulturalität und Austausch ist diesem Tanz eingeschrieben. Und Tango geht (wenn es Corona zulässt) raus. Auch in 2022 war das Projekt beim Friedensfest in Ostritz dabei und präsentierte sich dort bei der Modenschau „Laufsteg für Demokratie, Weltoffenheit und Toleranz“. Ferner war das Projekt im Montagscafé und beim Eröffnungsfest des Staatsschauspiels Dresden, auf dem Scheune-Vorplatz in Dresden-Neustadt, beim Festival Cultural Latinoamericano und beim Straßenfest der Interkulturellen Tage Dresden zu erleben. Insgesamt hat das Projekt in 2022 ca. 3.000 Menschen erreicht.

CELLEX STIFTUNG MACHT THEATER

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Foto: Leandro Pascua

Im Theaterhaus Rudi hat die Theatergruppe „Past Continuous“ eine feste Bleibe gefunden. Mit ihren Stücken der „Der folgende Tag“, Premiere am 9. Oktober im Rahmen der Interkulturellen Tage in Dresden, „Farben“ und „Die Sitzmenschen“ erreichte das vielsprachige Ensemble mit seinen Themen das theaterinteressierte Publikum. Die Gäste und Mitwirkenden kommen aus Afghanistan, Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Deutschland, Indien, Iran, Mexiko, Nicaragua, Syrien, Ukraine, Uruguay und Venezuela. Neben dem Theaterhaus Rudi sind Vorstellungen im Montagscafé des Staatsschauspiels Dresden sowie beim Festival Cultural Latinoamericano feste Größen im Spielplan der Laiendarsteller*innen.

DEN BLICK DER STIFTUNGEN AUF DEN OSTEN LENKEN

Die Cellex Stiftung hat sich beim Deutschen Stiftungstag 2022 in Leipzig engagiert. Insgesamt nahmen fast 1.700 Gäste an diesem Event mit seinen 130 Veranstaltungen teil. Unsere Vorständin Dr. Eva Sturm brachte sich beim von der Carl-Zeiss-Stiftung organisierten Panel „Stiftungsengagement in Ostdeutschland“ und beim abschließenden Pressegespräch ein. Unsere Themen der nachhaltigen Demokratieförderung und des Stiftungsengagements in Ostdeutschland standen bei der Veranstaltung „Demokratie-Happen“ im Mittelpunkt, die wir gemeinsam mit unserem langjährigen Partner, der Freudenberg Stiftung, organisiert haben. In einem Papier haben wir anschließend die diskutierten Problemfelder, die Bedarfe der Zivilgesellschaft sowie die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen zusammengefasst.
Wir als Cellex Stiftung sehen unsere Rolle als Mittler zwischen Stiftungen und der Zivilgesellschaft vor Ort. Daher hatten wir uns vorgenommen, auch auf dem Deutschen Stiftungstag Leipzig auf das vorhandene zivilgesellschaftliche Engagement in Sachsen und Ostdeutschland hinzuweisen. Stiftungsarbeit sollte helfen, auf vorhandener Grundlage die demokratische Kultur in Sachsen zu stärken. Unsere Botschaften fanden bei den Stiftungen Gehör. Jetzt kommt es darauf an, dass das Stiftungswesen sensibel bleibt für die demokratische Entwicklung in Ostdeutschland, sich untereinander und mit den Partnern hier vernetzt. Wir werden unseren Teil dazu beitragen.

CELLEX STIFTUNG IM KANZLERAMT

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Foto: Lydia Reichenberger/Bundeskanzleramt

Unsere Aktivität auf dem Deutschen Stiftungstag 2022 hatte eine direkte Auswirkung. Carsten Schneider, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, hatte eine Vielzahl an deutschen Stiftungen und deren Interessenvertretung, den Bundesverband Deutscher Stiftungen, ins Kanzleramt geladen und zum Thema Stiftungsengagement in Ostdeutschland zum Gespräch gebeten. Unsere Vorständin Dr. Eva Sturm konnte dabei sein und mit diskutieren.

DIE CELLEX STIFTUNG UND DIE SOZIALEN MEDIEN

Die Cellex Stiftung konnte in 2022 an Reichweite gewinnen. Über Accounts bei Twitter, Facebook und Instagram haben wir über unsere Arbeit informiert. In diesem Jahr gingen die Kanäle von @buntesdresden, mit denen wir schon immer kooperieren, offiziell an die Cellex Stiftung über, so dass sich unsere organische Reichweite vervielfältig hat. Bei Facebook folgen uns über 19.000 und bei Twitter über 5.000 Personen. In 2022 haben wir mehr als 2.000 Tweets und Posts abgesetzt und konnten übers Jahr mehr als ca. 1,5 Millionen Impressionen erzielen. Wir nutzen die Möglichkeiten der sozialen Medien nun verstärkt, um Partner und kleinere Organisationen zu unterstützen.